Sehr geehrter Herr Post,

ich bin kein SPD-Mitglied, aber ich habe Sie gewählt. Als ich noch in der Nähe vom Sommer­bad wohnte, haben Sie mich an einem Sonn­tag­morgen ange­sprochen. Ich ging mit meinem Hund und Sie verteilten Flyer. Wir haben ein interes­santes kleines Gespräch geführt, das ich nicht vergessen habe.

Kürzlich habe ich hier einen Artikel veröffentlicht, in dem ich mir die Frage gestellt habe, ob ich noch in einer parla­menta­rischen Demo­kratie lebe oder in einer von Oligo­polen der Öl-, Rüstungs-, Agrar-, Lebensmittel-, Pharma- und Daten­industrie unter­wanderten Schein­demo­kratie. Mein Fazit – aber lesen Sie ihn einfach selbst …

Als Euro­päerin und aus großer Sorge um unsere frei­heit­lich-demo­kratische Grund­ordnung, um unsere wunder­bare, viel­fältige Natur, um Ver­braucher­schutz, Arbeits­recht, öffent­liche Daseins­vorsorge, um Daten­sicherheit, um den Schutz unserer Privat­sphäre und nicht zuletzt um den Frieden habe ich mich ent­schlossen, alles in meiner Macht stehende zu tun, um die geplanten Frei­handels­ab­kommen CETA, TTIP UND TiSA zu verhindern.

Ich bitte Sie, dies auch zu tun!

Nach dem letzten BÜZ-Floh­markt Anfang Novem­ber, wo wir unter dem Motto »Würden sie einen Vertrag unter­schreiben, den Sie nicht ver­standen haben?« 30 Unter­schriften für die Selbst­organi­sierte Euro­päische Bürger­initia­tive gesam­melt und mit über hundert Menschen intensiv gesprochen haben, habe ich einen Beitrag mit Argu­menta­tions­hilfen auf meinem Blog veröffentlicht.

Damit Sie sehen, mit welcher Sorg­falt meine Freunde und ich Infor­matio­nen sammeln, auswerten und zur Verfügung stellen, schenke ich Ihnen einen Advents­kalender.

Soeben habe ich mich an der Email-Aktion »Stoppen Sie CETA!« von food­watch e.V. beteiligt und den folgenden dringen­den Appell an Ihren Parteivorstand geschickt, mit dem ich mich auch an Sie persönlich als meinen Abge­ordneten wenden möchte:

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——– Weitergeleitete Nachricht ——–
Betreff: foodwatch-E-Mail-Aktion „Liebe SPD-Mitglieder: Stoppen Sie CETA!“: Kopie Ihrer E-Mail
Datum: Thu, 04 Dec 2014 17:28:32 +0100
Von: aktion@foodwatch.de
An: katharina[at]walckhoff.de

Sehr geehrte Mitglieder des SPD-Parteivorstands,

wesent­licher Kritik­punkt an den geplan­ten Frei­handels­abkommen TTIP und CETA sind Investoren­schutz­klauseln. Diese könn­ten dazu führen, dass Konzerne Staaten vor private Schieds­gerichte zerren und versuchen, zum Beispiel verbraucher­freund­liche Kenn­zeichnungs­gesetze weg­zu­klagen. Und sie könnten dazu führen, dass ver­braucher- oder um­welt­freund­liche Gesetze in Zukunft gar nicht erst zustande kom­men aus Angst vor solchen Klagen. Wir erleben dies gerade bei Vatten­fall, das zunächst über die ver­meint­lich zu hohen Umwelt­auflagen für das Kohle­kraft­werk Moor­burg und dann wegen des Atom­aus­stiegs die Schieds­gerichte ange­rufen und Schadens­ersatz in unglaub­licher Höhe von 4,7 Mrd. € für die Betei­ligung an 2 Kern­kraft­werken (50% und 66%) ein­fordert. Der SPD-Vor­sitzende, Vize­kanzler und Bundes­wirtschafts­minister Sigmar Gabriel hat diese Kritik geteilt und noch im Mai 2014 mit drasti­schen Worten vor solchen Klauseln gewarnt: Investitions­schutz­abkommen, so Sigmar Gabriel wörtlich, seien »immer in Gefahr […], die ver­fassungs­rechtliche Grund­ordnung und auch die Frei­heit des Gesetz­gebers auf beiden Seiten der Ver­handlungs­partner zu beein­trächtigen«.

Jetzt hat sich Sigmar Gabriel fest­gelegt: Er will dem bereits aus­gehan­delten CETA-Ab­kommen zwischen EU und Kanada zustimmen, obwohl es genau solche Investoren­schutz­klauseln enthält. Mit anderen Worten: Herr Gabriel nimmt in Kauf, unsere ver­fassungs­recht­liche Grund­ordnung zu gefährden, weil er sich davon wirt­schaft­liche Impulse erhofft und weil »der Rest Europas dieses Abkommen will«. Für eine »nationale Bauch­nabel­schau« habe Europa kein Verständnis, entgegnete er den Kritikern Ende November 2014 im Bundes­tag.

Wir meinen: Wer die verfassungs­recht­liche Grund­ordnung ver­teidigt, betreibt keine »Bauch­nabel­schau«! Viel­mehr wäre es die Auf­gabe eines Vize­kanzlers, Bundes­ministers und SPD-Chefs, die »verfassungs­recht­liche Grund­ordnung« zu vertei­digen, wenn er sie in Gefahr sieht. Und nicht einem Abkommen zuzu­stimmen, das die Grund­rechte der Bürger­innen und Bürger opfert für die vage Aus­sicht auf (besten­falls geringe) wirt­schaf­tliche Impulse – und das zu­gleich eine gefähr­liche Blau­pause wäre für das TTIP-Ab­kommen mit den USA.

Als Mit­glieder der SPD-Fraktion im Bundes­tag bitten wir Sie: Stop­pen Sie Ihren Partei­vor­sitzenden, helfen Sie mit, das CETA-Ab­kommen in seiner jetzigen Form zu ver­hindern! Kein Frei­handels­ab­kommen darf unsere verfassungs­recht­liche Grund­ordnung gefähr­den.

Gestern Abend hat die Selbstorganisierte Europäische Bürgerinitiative die Marke von 1.000.000 Unterschriften passiert . Deutschland hat dabei das Quorum um über 850% erfüllt. Es fehlen nur noch wenig Unterschriften und mit Luxemburg – 92% – und den Niederlanden – 89% – ist auch die zweite Anforderung erfüllt, dass mindestens 7 Länder das Quorum erreicht haben müssen. Wie kommt Herr Gabriel dazu zu sagen, dass »der Rest Europas dieses Abkommen will«? Und würde es uns nicht gut zu Gesichte stehen, gegebenenfalls auch dann einen eigenen Standpunkt zu vertreten, wenn wir damit alleine stünden?

Ich habe gesehen, dass Sie auf Ihrer Facebookseite das Standortpapier der SPD-Europa-Abgeordneten Jutta Stein­ruck veröffentlicht haben. Unter Punkt 5 stellt sich dieses Papier klar auf die Seite rechtsstaatlicher Gerichte. Bitte halten Sie mich darüber auf dem Laufenden, was Sie und Ihre Fraktion tun, um die Ab­kommen in dieser Form zu ver­hindern. Sie können auch gerne etwas in unsere Facebook-Gruppe schreiben!

Mit herzlichen Grüßen aus Minden