2. Sonntag im November. Es war doch ein unglaublicher Morgen heute, oder nicht? Die Blätter noch an den Bäumen, rot, gelb, braun, violett, manche sogar noch grün. Die Luft roch nach Sonne und der Wind war weich, der Himmel hoch und leuchtend blau mit ein paar Wolkenschlieren. Erst hörte ich nur die Glocken, dann die Wildgänse. Im November war mir dieser Klang so fremd, dass ich ihn erst nach einem Moment der Irritation erkannte. Dann erst fiel mir auf, dass ich in diesem Herbst noch keine Wildgänse gehört hatte. Bleiben sie in diesem Jahr hier, dass sie jetzt erst ihre Formation üben? Oder nehmen sie sich Zeit weil sie wissen, dass der Winter spät kommt?

Wildgänse …

Die Schönheit dieser Bewegung ist fast schon schmerzhaft, und um Sehnsucht und Fernweh Raum zu geben muss ich meine Flanken dehnen. Schönheit zum Atmen.

… in Formation

Ich bin so überwältigt und offen, dass ich in der Fußgängerzone auf dem Weg zum Bäcker die Zeitgenossen anlächeln und fast grüßen muss. Dass sie im selben Moment leben macht sie mir irgendwie zu Gefährten. Was für ein grandioser Tag.

Gerade bin ich von meiner letzten Runde mit dem Hund zurück. Die Luft ist immer noch so weich, der fast noch volle Mond steht hoch und nah zugleich – und die Gänse sammeln sich immer noch. Ich hörte sie noch einmal …